2022

Pilze & Flechten - Homöopathie der Neuzeit

Pilze und Flechten -
Homöopathie der Neuzeit

Eine besondere Stellung als Arzneigruppe nehmen die Pilze und Flechten in der Homöopathie seit einiger Zeit ein. Bisher wurden angesichts der Vielfalt dieser Arten nur wenige als homöopathische Arzneimittel verwendet. Anders als Flechten und Algen zusammen mit den Farnen und Moosen zählen die Pilze nicht zu den Sporenpflanzen, die sich blütenlos d.h. ungeschlechtlich fortpflanzen. Pilze bilden ein eigenes Reich.


Biologie
Farne und Pilze haben jedoch, anders als Moose und Flechten schon ein Wurzelwerk. Biologisch werden Flechten den Pilzen zugeordnet, die eine Sonderstellung zwischen Pflanzen und Tieren einnehmen (keine Photosynthese).
Bestimmte Algen (Chlorella, Spirulina) haben die Fähigkeit giftige Schwermetalle und Chemikalien zu binden. Bakterien wiederum können sogar Plastik abbauen - also alle seit Urzeiten bestehende Organismen, die heute immer wichtiger werden.


Gemeinsames Thema: Abhängigkeit, Abgrenzungsprobleme und Dissoziation
Die geheimnisvolle dunkle Seite der Pilze (Depressionen, Burnout, Psychosen) mit ihren unterschiedlichen
Facetten einzelner Arten bilden zu den unscheinbaren Flechten einen Gegensatz. Während Pilze sich von ihren eigenen inneren Kern (ICH) entfernt haben, ist das Thema der Flechten "für andere schuften und ausgenutzt werden".
Als Symbionten kommen Pilze und Flechten an Extremstandorten vor, da sie sich gegenseitig ergänzen. Sie gelten als Überlebenskünstler und seit Urzeiten sind sie die Pioniere neuer Lebensräume.

Flechten entstehen aus Algen, diese wiederum aus Cyanobakterien
Algen und das Cyonobakterium sind die Photobionten (liefern die Photosynthese). Die Flechte selbst kann Wasser aus der Umgebungsluft aufnehmen. Ihre Nährstoffe bezieht sie von dem Photobionten. Das zeigt den Zusammenhang ihrer kindlichen Abhängigkeit (Hydrogenium-Aspekt) wie bei den Pilzen. Algen leben dagegen in passiver Symbiose und sind nicht abhängig. Auch kennen Algen nicht den Aspekt der Desintegration, Tod und Zerstörung der Pilze.


Symbiosefunktion
Ist nicht genug Feuchtigkeit in der Umgebungsluft geht die Flechte eine Symbiose mit dem Pilz ein. Die Symbiose hält solange an, wie sie sie zum Überleben brauchen. Oberhand hat hier der Pilz, der zuerst die Lebensgemeinschaft verläßt, wenn sich seine Umweltbedingung verbessert hat. Die Alge oder das Bakterium geht unter. Allerdings sind Flechten extrem überlebensfähig und können über Jahre extreme Trockenheit überstehen. Die Flechtensäure zersetzt sogar Steine und bildet so neue Böden.

Pilze haben nicht die Fähigkeit zur Fotosystese, liefern aber die Mineralstoffe und das Wasser aus der Umgebung. Um aus den anorganischen Stoffen (Licht, Luft, Wasser) dann organische Stoffe aufzubauen, versorgt die Alge (Cyanobakterium) den Pilz mit Zucker und Stärke durch die Photosynthese. Umgekehrt liefert der Pilz in der Lebensgemeinschaft mit der Alge Wasser und ein Oberfläche zum Verankern sowie den Schutz vor Austrocknung und Hitze.


Bioindikator
Das Vorkommen von Flechten zeigt eine schadstoffarme Umgebung (Schwefeldioxid, Schwermetalle) an. Ihr immer häufigeren Vorkommen auf Bäumen, Sträuchern und Dächern (auf dem Land) läßt aber auch Rückschlüsse auf andere Umgebungseinflüsse zu.
Einige Flechten sind durchaus für Tiere giftig. wie z.B. die Wolfsflechte (Letharia vulpina). Die Vulpinsäure wirkt auf das ZNS und hat eine Lähmung der Atmung zur Folge. Für Menschen allerdings ist sie nicht giftig.

Flechten werden sehr alt und wachsen nur sehr langsam. Es gibt ca. 25.000 Flechtenarten, wovon etwa 2000 Arten in Europa vorkommen. Da Flechten kein Ausscheidungssystem für die Giftstoffe haben, sammeln sie diese solange an, bis sie untergehen (vielleicht ein Mittel für eingeschränkte Wirkung der Entgiftungsorgane?). Anders als Blütenpflanzen, die ihre Photosyntese im Winter einstellen, nehmen Flechten auch im Winter die Schadstoffe aus der Umwelt auf, die durch Heizemisionen und den geringeren Schadstoffabbau durch Laubbäume mehr anfallen. Eine Unterteilung der Flechten-Arten erfolgt nach ihrer Wuchsform: flächiger Wuchs (Blattflechten/ Laubflechten), mit dem Untergrund verwachsen (Krustenflechten), und strauchartig verzweigt wachsende (Strauchflechten).


Flechten als Heilmittel
In der Pflanzenheilkunde kennt man das Isländische Moos (Lichen islandicus) und die Bartflechte (Usnea barbarta), die bei Atemwegserkrankungen und Erkältungen im Hals- und Rachenbereich eingesetzt werden. Die Säure der Bartflechte (Usninsäure) wirkt als natürliches Antibiotika. Auch in der Homöopathie werden Flechten als Heilmittel verwendet. Die Lungenflechte (Lobaria pulmonaria) fand gerade in der Zeit der Pandemie vielfach Verwendung (Sticta pulmonaria).


Flechten in der Homöopathie - Thema Überleben
Jedes Naturreich präsentiert sich in der Homöopathie auf seine eigene Weise mit den entsprechenden Merkmalen. Bei den Flechten werden Situationen angesprochen, die den Patienten in einer Extremsituation überleben lassen. Es bestehen ähnliche Probleme in der Abgrenzung von der Außenwelt wie bei den Pilzen.


Differenzialdiagnose
Abzugrenzen sind die Orchideae (Unterklasse der Magnolidae), eine Pflanzengruppe, die ebenso in Symbiose mit Pilzen leben. Sie fühlen sich eher verloren in dieser Welt und in kindlicher Abhängigkeit ähnlich wie die Pilze. Bei den Orchideengewächsen geht es wie bei den Flechten um das Überleben (Zuordnung zur Kohlenstoffserie), jedoch weniger mit dem Thema Zerstörung/Tod wie bei den Pilzen und Algen.

Bei den Tieren sind die Insekten und Krebstiere differaenzialdiagnostisch zu den Flechten interessant, da sie wie die Pilze in ihren Zellwänden das Chitin enthalten, aus dem das Extoskellett besteht. Hier findet man auch die Schnelligkeit, Rastlosigkeit und Dissoziation, wie bei den Pilzen. Bei den Tieren sind jedoch soziale Position und Selbstwertgefühl mehr ein Thema.




Quellen: https://www.garten-treffpunkt.de/lexikon/sporenpflanzen.aspx
Narayana Verlag; Spektrum der Homöopathie: Im Zauberreich der Pilze Ausgabe 1/2015